Estera war ein fröhliches Mädchen, das viel von der Welt gesehen hat. Estera war aber auch ein schwerkrankes Mädchen, das mit einem komplexen Fehlbildungssyndrom zur Welt gekommen ist. Für ihre Eltern war Estera ein Geschenk Gottes. Darum fällt das Weiterleben ohne ihre Tochter auch so schwer. Die Trauergruppe von ELISA Familiennachsorge hat der Familie geholfen. Am 14. Februar startet die Trauergruppe für verwaiste Eltern erneut.

Seit dem 06. Februar 2023 ist für Familie Savin nichts mehr so, wie es einmal war. An diesem Tag ist Estera im Alter von vier Jahren in den Armen ihrer Eltern gestorben. „Obwohl Estera schwerkrank zur Welt gekommen ist, ist sie nicht an ihrer eigentlichen Grunderkrankung, sondern an Leberversagen gestorben“, erklärt ihre Mutter Flavia.

Schon in der zwölften Schwangerschaftswoche erfahren die Savins, dass ihr ungeborenes Kind nicht gesund zur Welt kommen wird. Wie krank Estera aber tatsächlich ist, zeigt sich erst nach der Geburt. „Im Laufe ihres Lebens wurde Estera 20 Mal operiert. Sie hatte eine komplexe Fehlbildung und einen Leber-Tumor.“

Die Savins hadern zu keiner Zeit mit Gott, „denn er hat uns als Familie immer Kraft gegeben. Die Schwangerschaft war dennoch sehr schwierig, weil wir sehr unter Druck gesetzt wurden“, erinnert sich Flavia Savin. „Uns wurde oft zu einer Abtreibung geraten. Aber wir haben uns ganz bewusst für Estera entschieden.“

Estera reist so viel es geht

Die junge Familie verbringt viel Zeit in Krankenhäusern. Doch wann immer es Esteras Gesundheitszustand erlaubt, packen die Savins ihre Koffer, Esteras Hilfsmittel (wie z. B. spezielle Nahrung, Medikamente und das Beatmungsgerät) und zeigen ihrer Tochter die Welt: „Wir waren mit Estera in Israel, Rumänien, Wien, im Allgäu, an der Côte d’Azur. Wir haben jeden einzelnen Tag mit Estera genossen. In unseren Augen war Estera ein ganz normales Kind.“

Der Tod der Vierjährigen kam plötzlich und überraschte selbst die Ärzte, die Estera regelmäßig zu Gesicht bekommen haben. „Nur knapp zwei Wochen vor ihrem Tod waren wir mit Estera und ihren zwei jüngeren Geschwistern noch im Disneyland. In Paris hat Estera noch mit Mickey Maus gelacht. Nichts hat auf ihren baldigen Tod hingedeutet. Eine Woche vor ihrem Tod waren wir noch zur Kontrolle im Krankenhaus. Auch da war alles den Umständen entsprechend gut.“

Kritik im Umgang mit Trauer

Doch plötzlich steht die Welt für Flavia, ihren Mann und Esteras Geschwister still. Es wird ruhig in der Wohnung der Familie, in der sonst immer etliche Hilfsmittel für Esteras Überleben gesorgt haben. Die Geräusche der Hilfsmittel? – sie fehlen vor allem den Geschwistern beim Einschlafen. Hadasa, Esteras Schwester, hatte eine ganz enge Bindung zu ihrer großen Schwester. „Wir haben uns von vielen Seiten anhören müssen, dass es nicht richtig ist, dass wir Hadasa mit zum Friedhof nehmen oder mit ihr über Estera sprechen“, erklärt Flavia Savin. „Dabei geht die Initiative ganz oft von Hadasa aus.“

Trost erhalten sie in dieser schwierigen Zeit durch ihren Glauben an Gott und durch ELISA Familiennachsorge. In der Trauergruppe haben Flavia Savin und ihr Mann gelernt, dass jeder anders trauert. „Ich bin unheimlich dankbar dafür, dass wir bereits so kurz nach dem Tod von Estera Unterstützung durch die Trauergruppe bekommen haben. Wir haben gelernt, dass Trauer verschiedene Facetten hat und dass Gefühle wie Schmerz, Sehnsucht und Ohnmacht, aber auch Dankbarkeit und Liebe absolut normal sind.“ Bereits wenige Wochen nach dem Tod ihrer Tochter bekommt Familie Savin zu hören, dass sie jetzt aber genug getrauert hätte und lieber nach vorne schauen soll. „Für das Umfeld ist das Gefühl, nichts tun zu können, manchmal sehr schwer auszuhalten“, erzählt Simone Haftel von ELISA Familiennachsorge. Sie leitet die Trauergruppe für verwaiste Eltern, die unter dem Motto „Weiterleben ohne Dich“ steht. „Ich habe zwischenzeitlich an meiner Art zu trauern gezweifelt“, erzählt Flavia Savin. „Man hat mir den Eindruck vermittelt, dass ich etwas falsch mache.“ Flavia Savin wünscht sich, dass Trauer nicht länger als Tabu-Thema gilt. „Denn letztlich ist Trauer nur der Ausdruck von Liebe. Liebe, die nicht mehr in der gewohnten Form beim Gegenüber ankommen kann.“

Anmeldungen ab sofort möglich

Am 14. Februar 2025 startet eine neue Trauergruppe bei ELISA. Die Trauergruppe ist für betroffene Eltern kostenlos, sie findet entweder in Ingolstadt oder Neuburg statt. In dieser geschlossenen Gruppe bietet ELISA Familiennachsorge Unterstützung und Raum für Eltern, die ein Kind verloren haben, unabhängig von Alter, Ursache oder Zeitpunkt des Verlustes. Das Angebot bietet einen sicheren Ort, um mit anderen Eltern in ähnlichen Situationen zusammenzukommen und gemeinsam durch den Trauerprozess zu gehen. Die Gruppe trifft sich achtmal im Abstand von zwei Wochen und bietet Raum für offene Gespräche über verschiedene Themen im Zusammenhang mit der Trauerbewältigung. Anmeldungen sind ab sofort möglich per E-Mail an simone.haftel@elisa-familiennachsorge.de oder an Nadine Kotzur (nadine.kotzur@elisa-familiennachsorge.de).