Endspurt – die letzte Schul- und Arbeitswoche vor dem Start der bayerischen Sommerferien läuft. Für viele von uns geht’s in den Sommerferien in den lang herbeigesehnten Urlaub. Auch Elisa, Luna, Antonia, Liesi, Michi und Hansi zählen die Tage. Denn für sie geht’s in den Sommerferien auf große Reise. Gemeinsam mit der gemeinnützigen Organisation ELISA Familiennachsorge und Special Sailing e. V. stechen die sechs Jugendlichen in See.
Die sechs Jugendlichen haben eins gemeinsam: Sie alle haben einen kranken Bruder oder eine kranke Schwester zuhause – und dadurch im Alltag oft zwangsläufig das Nachsehen. “Wir haben im Jahr einen Familienurlaub normalerweise bei Wilhelmshaven an der Nordsee. Da sind wir im Hospiz wegen unserem jüngeren Bruder, der behindert ist. Und wir können nirgends anders hin zum Urlaub, weil wir immer wegen dem schauen müssen, wie ist es von den Möglichkeiten, ist Pflegepersonal da, kann möglichst schnell Hilfe kommen und so. Ich war quasi so gut wie noch nie außerhalb von Deutschland”, sagt Liesi Englmaier aus Moosburg. Gemeinsam mit ihren zwei Brüdern Hansi und Michi und drei weiteren Geschwisterkindern geht es für sie in Kroatien zum Segeln. Abwechslungsreiche Landschaften, traumhafte Buchten und Strände, atemberaubende Meereswelt, kristallklares Wasser – ein spannendes Abenteuer liegt vor den Jugendlichen – und eine Auszeit vom Alltag, der oft überschattet wird von Sorgen. Hansi freut sich ganz besonders “aufs Meer natürlich, aufs Baden, aufs Tauchen. Aber auch auf die Gemeinschaft mit den anderen Geschwisterkindern, die man da ja kennenlernt. Und einfach das Generelle. Wir bleiben die Woche über ja auf dem Boot, wir gehen ja nicht in ein Hotel und ich glaub das wird ganz schnuckelig.”
Hansi Englmaier ist eins von über zwei Millionen Kindern in Deutschland, das mit schwer kranken oder behinderten Geschwistern aufwächst. Nadine Dier ist Geschäftsführerin von ELISA Familiennachsorge und weiß, was das für die gesunden Geschwisterkinder bedeutet. “Es ist ja sowieso immer wahnsinnig schwierig, allen Kindern gerecht zu werden. Wenn jetzt ein Familienmitglied schwer krank ist, dann bedeutet das natürlich nochmal eine unglaubliche Zusatz-Belastung. Gleichzeitig sind unsere Geschwisterkinder gesunde Kinder und sollen einfach auch schöne Lebenserfahrungen machen. Da greifen wir den Eltern, wo wir es können, einfach gerne unter die Arme.” Regelmäßig treffen sich die Geschwisterkinder und gehen gemeinsam klettern, Kanu fahren oder backen Plätzchen, erleben einfach ein Stück Normalität. Der Segeltörn im August ist übrigens nicht der erste seiner Art, erklärt ELISA-Geschäftsführerin Nadine Dier. “Vor Corona haben wir unsere Geschwisterkinder mal auf eine Kanutour durch Slowenien geschickt. Wir hatten da auch sehr viele tiefgehende Gespräche abends am Lagerfeuer, die sich schon oft um die Geschwisterkinderproblematik gedreht hat. Die kranken Kinder werden von allen Familienmitgliedern unfassbar geliebt. Deshalb ging es auch immer wieder um Ängste und Sorgen. Denn diese Gefühle begleiten unsere Geschwisterkinder im Alltag.”
ELISA ist eine gemeinnützige Organisation. Die Freizeitangebote für die Geschwisterkinder werden nicht durch die Krankenkasse gegenfinanziert, sie werden zu 100 Prozent durch Spenden finanziert. Der Segeltörn kostet ELISA rund 8.000 Euro – und ist jeden Cent wert. “Unsere Geschwisterkinder leisten im Alltag Großartiges. Nicht nur, dass sie viel Rücksicht nehmen – sie sind ganz oft ganz selbstständig, übernehmen teilweise Aufgaben zuhause. Es gibt aus der Geschwisterkinderforschung zahlreiche Ergebnisse, dass gesunde Geschwisterkinder oft ganz besondere Persönlichkeiten sind. Der Urlaub ist neben der Tatsache, dass die Kinder dort einfach Unbeschwertheit, Gemeinschaft und schöne Momente erleben sollen, auch schon etwas, wo ich mir denke, da kann man unseren Geschwisterkindern ein bisschen was zurückgeben – und das freut mich total.”
Hansi, Liesi und Michi haben ihre Koffer schon gepackt und können es kaum noch erwarten. Los geht’s am 05. August. Eine Woche lang werfen die Jugendlichen allen Ballast über Bord, leben im Einklang mit der Natur, erfahren Gemeinschaft und Austausch mit Gleichgesinnten und können einfach mal die Seele baumeln lassen.
Möglich ist dieses Abenteuer dank der Unterstützung vom gemeinnützigen Verein Special Sailing e. V. mit Sitz in Ingolstadt. Der Verein organisiert den Segelurlaub und stellt ehrenamtliche Skipper, die die Kinder an Bord unterstützen. Spenden sind natürlich jederzeit herzlich willkommen. Die Bankverbindung lautet wie folgt:
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